Montag, 30. Dezember 2024

Die FBKS wird Gebundene Ganztagsschule

Saarbrücker Zeitung, 16.11.2017

Ab kommendem Schuljahr 2018/19 wird die Friedrich-Bernhard-Karcher-Schule auf Beschluss des Kreistages Gebundene Ganztagsschule

Die Friedrich-Bernhard-Karcher-Schule (FBKS) in Beckingen bekommt die erste Gebundene Ganztagsschule an einer weiterführenden Schule im Landkreis jenseits des deutsch-luxemburgischen Schengen-Lyzeums in Perl. Der Kreistag billigte in seiner jüngsten Sitzung einstimmig einen entsprechenden Antrag der Schulleitung, die sich wiederum auf Beschlüsse der Schulkonferenz der Beckinger Schule beruft. Die Gebundene Ganztagsschule soll es ab Schuljahr 2018/2019 für die neuen 5er-Klassen an der FBKS geben.

Im Gegensatz zur freiwilligen Ganztagsschule ist bei der gebundenen Form die Betreuung der Schüler am Nachmittag verpflichtend, das heißt, die Schüler müssen an den Betreuungs- und Förderangeboten am Nachmittag teilnehmen. Sie werden sich in Zukunft von Montag bis Donnerstag von 8 bis 16 Uhr sowie freitags von 8 bis 13.10 Uhr in der Schule aufhalten.

Die Umstellung bringt sowohl für die Schule selbst wie für den Schulträger einiges an Veränderungen und Verpflichtungen mit sich, wie in der Sitzung erläutert wurde. So ist derzeit die Beckinger Schule als dreizügige Schule ausgelegt, das heißt, es kann pro Klassenstufe bis zu drei Klassen dort geben. Künftig wird dies heruntergesetzt auf Zweizügigkeit, was vor allem räumlich-organisatorische Gründe hat.

So muss bei einer Gebundenen Ganztagsschule für jede Klasse ein fester Klassenraum zur Verfügung stehen, weiterhin muss es eine bestimmte Anzahl von Differenzierungs- und Kleingruppenräumen sowie Aufenthalts- und Verpflegungsräumen (Mensa) geben.

Zudem muss die Schule einen Freizeitbereich vorhalten, in denen sich die Kinder und Jugendlichen unterschiedlichen Aktivitäten widmen können. Durch die Reduzierung auf Zweizügigkeit würden sich in Beckingen die räumlichen Gegebenheiten so gestalten lassen, dass sie weitgehend den Vorgaben entsprächen, hieß es von Seiten der Kreisverwaltung. Lediglich der Freizeitbereich würde mit einer zur Verfügung stehenden Fläche von knapp 610 Quadratmeter etwas unter den geforderten Kapazitäten (in diesem Falle 750 bis 850 Quadratmeter) liegen – was aber nach Rücksprache mit dem Bildungsministerium noch geduldet würde. Für die Umgestaltung des Schulgebäudes zur Erfüllung der Vorgaben an eine Gebundene Ganztagsschule werden nach Berechnung der Kreisverwaltung einmalige Umbaukosten von knapp 280 000 Euro anfallen, mit denen unter anderem die Küche aufgerüstet, zusätzliches Spielgerät im Außenbereich sowie ergänzendes Mobiliar angeschafft werden könnte.

Da an einer Gebundenen Ganztagsschule eine sozialpädagogische Betreuung in einem bestimmten Zeitumfang verpflichtend ist und auch das Schulsekretariat länger besetzt sein muss, steigen die Personalausgaben für den Schulbetrieb laut Kreisverwaltung um etwa 42 000 Euro im Jahr.

Weitere zusätzliche Kosten könnten durch die erforderliche Beschäftigung einer Hauswirtschaftskraft (von der Verwaltung mit 14 000 Euro im Jahr veranschlagt) und notwendige Umstellungen bei der Busbeförderung anfallen.

Nach Umstellung auf die Zweizügigkeit (wobei für das abschließende zehnte Schuljahr mit nur einer Klasse geplant wird) wird die Schule knapp 300 Schülern Platz bieten können.

Schulleiter Marc-Vincent Elsholz begründete im Kreistag das Ansinnen seiner Schule wie folgt: „Wir mussten feststellen, dass an unserer Schule gut ein Drittel bis fast die Hälfte der Schüler unter einem Mangel an klarer, fester Struktur im Alltag leiden.“

Hier könne die Gebundene Ganztagsschule mit einem sehr stark durchgeplanten Tagesablauf Abhilfe schaffen. Wobei Elsholz betonte, dass ein Unterrichtstag an der FBKS künftig ganz anders ablaufen dürfte als an den übrigen Schulen: „Wir wollen eine ganz andere Rhythmisierung des Schultages. Es soll einen Wechsel von Anspannung und Entspannung geben, kognitiv anspruchsvolle Phasen sollen sich mit Phasen der Entspannung und freien Beschäftigung abwechseln.“ Mit der geplanten Umstellung wolle die Schule das eigenverantwortliche Arbeiten der Schüler fördern, sinnvolles Freizeitverhalten vermitteln und fördern, den Kontakt zwischen Schülern und Lehrern intensivieren und ihre Schüler auch zu einer gesundern Ernährung anleiten. Elsholz: „Wir wollen lebenstaugliche, engagierte Menschen ins Leben entlassen, indem wir ihnen einen strukturierten Alltag bieten.“

Der Antrag stieß sowohl bei der Kreisverwaltung als auch beim Kreistag auf breite Zustimmung. Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich erklärte: „Unser Ziel als Schulträger ist es, in jeder Kommune des Landkreises eine weiterführende Schule zu erhalten.“

Die Friedrich-Bernhard-Karcher-Schule habe in einem recht aufwendigen Prozess selbst eruiert, dass in der gebundenen Ganztagsform ihr Bestand besser zu gewährleisten wäre. Dies vor allem vor dem Hintergrund, dass der Schul-Standort strategisch nicht sehr günstig zwischen den beiden großen Schul-Städten Dillingen und Merzig liegt, was die Konkurrenzsituation spürbar verschärft. „In Beckingen gaben die Schülerzahlen in einzelnen Schuljahren durchaus Anlass zur Sorge“, räumte Schlegel-Friedrich ein. Mit der geplanten Etablierung einer Gebundenen Ganztagsschule, was damit ein gewisses Alleinstellungsmerkmal bedeuten würde, könne die Schule ihre Existenz jedoch auf eine stabilere Basis stellen.

Armin Jakobs (SPD-Fraktion) sprach von einem „mutigen Schritt“ durch die Schule und von einem „Beitrag zu mehr Chancengerechtigkeit und zur Standortsicherung“. Die FBKS übernehme damit eine Vorreiterrolle für den Kreis.

SPD-Fraktionschefin Evi Maringer sprach sich dafür aus, die gebundene Ganztagsbetreuung noch an vielen anderen Schulen im Kreis zu realisieren. „Auch Grundschulen müssten schon längst diesen Weg gegangen sein“, befand Maringer. Hierzu gab die Landrätin allerdings zu bedenken, dass die Umstellung auf eine verpflichtende Ganztagsbetreuung nicht frei von Risiken sei: „Es könnte auch Eltern geben, die sich bewusst gegen dieses Konzept entscheiden.“

Frank Wagner (CDU-Fraktion) lobte die geplanten Änderungen im Schulablauf als „sehr gutes Konzept“ und sagte: „Wir sind überzeugt, dass das in Beckingen passen kann und wird.“

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